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Einzelbeiträge Dossier 02-2020
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Künstliche Intelligenz und Co: Eine sozial-ökologische Frage

 

Maschinelles Lernen, Deep Learning, neuronale Netze – viele Unternehmen in Österreich wollen bei den neuesten Anwendungen ganz vorne dabei sein. In manchen Bereichen gibt es bereits leistungsfähige Tools, allen voran Sprach- bzw. Texterkennung und maschinelles Sehen. Intelligent sind diese Technologien vielleicht noch nicht, der deutsche Schriftsteller Volker Strübing nennt sie „künstliche Fachidioten“. Die Bestrebungen sind groß, Künstliche Intelligenz (KI) weiterzuentwickeln und anzuwenden. Begründet wird das mit der notwendigen Attraktivität des Wirtschaftsstandorts: „Die Technologie kommt ohnehin, wir müssen mitmachen“, so der Tenor.

 

Wie Experte Lukas Daniel Klausner von der FH St. Pölten betont, bringen hochkomplexe KIs, die möglicherweise nicht unbedingt gebraucht würden, allerhand Probleme mit sich. Die Mathematikerin Paola Lopez beschreibt das so: Wer sich zur Abwehr einen Tiger ins Haus holt, muss sich zwar nie mehr vor einem Einbruch fürchten, bekommt dann aber auch keine Post oder Besuch mehr. Neben großen sozialen Umwälzungen, die Künstliche Intelligenz-Anwendungen auslösen – drohende Automatisierung von Jobs, Überwachung und Kontrolle, der „gläserne Mensch“, Datenmonopole digitaler Leitunternehmen, um nur einige zu nennen – spielen die Spitzentechnologien auch eine Rolle in der Klimakatastrophe. 


Rechenleistung belastet die Umwelt


So wie der Straßenverkehr hat auch der Datenverkehr rasant wachsende Auswirkungen auf die Umwelt. Wer die Chancen der Digitalisierung für die Umweltbewegung zum Beispiel in Blockchain-Technologien sieht, übersieht oft, dass für die Bewältigung der Klimakrise nur noch zehn Jahre Zeit bleiben. Die Blockchain-basierte digitale Währung Bitcoin verursacht zum Beispiel so viel CO2 wie ganz Jordanien. Der Betrieb des Internets verursacht in Deutschland bereits jetzt etwa 33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Jahr, so viel wie der innerdeutsche Flugverkehr.  Global liegt der Anteil der Informations- und Kommunikationstechnologien am CO2-Ausstoß bei 3,7 Prozent. Er könnte sich bis 2025 aber auf acht Prozent verdoppeln, und damit den heutigen Ausstoß aller PKWs und Motorräder der Welt erreichen. 
 
Gerade KI-Prozesse wie Spracherkennung oder Navigation brauchen besonders viel Netzwerktechnik und Rechenleistung. Ausschlaggebend für den Fußabdruck des Internets ist auch der Datendurchsatz, also die Übertragung von Daten zwischen Maschinen. Vernetzte Computer kommunizieren permanent mit Datenzentren, also mit der „Cloud“. Vorsichtige Berechnungen prognostizieren alle 20 Monate eine Verdopplung der globalen Datenmenge. 

 

Die Amazon Web Services (AWS) Cloud hält mit einem Marktanteil von 30 Prozent die Daten führender Digitalunternehmen wie SAP, Airbnb, Netflix und Tausender anderer und ist für diese überlebenswichtige Infrastruktur geworden. Gleichzeitig sind die Tech-Giganten übrigens auch bemüht, sich möglichst große Teile des Internets, also der Leitungsnetze, zu kaufen, denn erst das ermöglicht eine effektive Nutzung der Cloud durch beschleunigte Datentransfers. Im Prinzip ist das so, als würden ein paar Unternehmen eigene Straßen bauen bzw. kaufen, um auf diesen dann Maut zu kassieren.

Große Datenzentren haben zwar eine höhere Energieeffizienz als Vor-Ort-Lösungen. Allerdings werden die Einsparungen direkt durch den steigenden Gebrauch getilgt, da immer mehr Maschinen miteinander Daten austauschen. In den sogenannten Serverfarmen stehen unzählige Rechner aneinandergereiht, der Stromverbrauch für Betrieb und Kühlung ist enorm. Darüber hinaus benötigen die vernetzten Sensoren und Steuerelemente nicht nur Energie und Strom, sondern auch mineralische Rohstoffe. Die Kombination verschiedener Materialien in geringen Mengen erschwert das Recycling und ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement.

 

 

Solche Rebound-Effekte treten bei der Digitalisierung immer auf. Während der Energieverbrauch im Verhältnis zur Rechenkapazität sinkt, steigt der Energie- und Materialfluss ständig. Das liegt daran, dass gleichzeitig die Technologie erweitert und verbreitet wird. Fortschritte an Rechenleistung, Speicherdichte und Energieeffizienz werden auch durch die Softwareevolution aufgesogen, zum Beispiel, wenn Monitore obsolet werden, weil die neue Betriebssystemversion sie nicht mehr unterstützt. Empirisch führen technische Fortschritte nicht zur Verschlankung von Betriebssystemen, Software oder Hardware-Komponenten. Der Rebound-Effekt folgt einer kapitalistischen Grundlogik: Künstliche-Intelligenz-Anwendungen dienen der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Je effizienter unsere Produktion wird, desto mehr müssen wir aber konsumieren, um noch genug Arbeit für alle zu haben.


Neue Technologien: eine Verteilungsfrage


Der Vergleich von Technologien mit Straßennetzen hat auch in diesem Hinblick einen gewissen Charme: Infrastruktur, die gesellschaftliches Zusammenleben und Produktion ermöglicht, muss unter demokratische Kontrolle gebracht werden. Die Produktivitätsgewinne aus der Digitalisierung müssen gerecht verteilt werden. Technologien, die einer Effizienzsteigerung dienen, helfen bei Aneignung des sogenannten relativen Mehrwerts. Einfach gesagt bedeutet das, dass mehr Arbeit in der gleichen Zeit erledigt werden kann. Wenn diese Effizienzsteigerung nicht zu einer Arbeitszeitverkürzung führt, profitiert von ihr nur der Arbeitgeber, da in der gleichen Zeit mehr produziert und auch verkauft werden kann. Die Technologie führt so zu einer Umverteilung weg von Arbeit hin zu Kapital. Die Digitalisierung kommt auch mit einer zunehmenden Finanzmarktorientierung einher. Weil Kapitaleinkommen immer wichtiger werden, geraten Arbeitseinkommen auch so zunehmend unter Druck.

Auch die Zerstörung der Umwelt durch die Technologie wie oben beschrieben muss endlich als Verteilungsfrage diskutiert werden. Während nur wenige von der Produktivitätssteigerung durch Technologie profitieren, sind alle von den Konsequenzen betroffen. Sollte sich eine Technologie als Tiger entpuppen und mehr Schaden als Nutzen anrichten, müssen wir diese auch aufgeben können. 

 

Dieser Beitrag basiert auf einer originalen Veröffentlichung auf dem Arbeit & Wirtschaft Blog vom 15. Juni 2020. 

 

Autorin:

Astrid Schöggl ist Referentin für Digitales in der AK Wien.

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