
Klagenfurt: Symposion über Zweisprachigkeit in Kärnten
Mit dem Thema "Toleranz und Akzeptanz der Zweisprachigkeit in Kärnten/Toleranca in akceptanca dvojezicnosti na Koroskem" hat sich Freitagvormittag im Klagenfurter Bischofshaus ein Symposion beschäftigt. Diözesanbischof Josef Marketz betonte in seinen Grußworten die "Notwendigkeit und Herausforderung von gut gelebter Zweisprachigkeit". Es gehe um die Frage, "wie Zweisprachigkeit so gelebt werden kann, dass die eine und die andere Seite zufrieden ist", so der Bischof laut einer Aussendung der Diözese Gurk. Das Symposion war der Auftakt zum Festtag "Das gemeinsame Kärnten (er)leben. Geschichte, Kunst, Kultur / (Do)ziveti skupno Korosko. Zgodovina, umetnost, kultura". Im Rahmen des Symposions wurde auch die Publikation "Das gemeinsame Kärnten - Skupna Koroska vol. 14" präsentiert.
Die Kärntner Historikerin Marija Wakounig verwies in ihrem Grußwort auf die Bedeutung von Sprache "als verbindendes, manchmal aber auch trennendes Kommunikationsmittel". Den Beiträgen im Buch und beim Symposion würde, so die Kärntner Slowenin, das Begriffspaar Toleranz und Akzeptanz zugrunde liegen. "Die Beiträge machen deutlich, dass Kärnten ohne gelebte und sichtbare Zweisprachigkeit kulturell arm wäre. Die Texte sollen dazu ermutigen, Zweisprachigkeit als kulturelles Erbe sichtbar und lebbar nicht nur im Kirchenraum zu pflegen und zu erhalten", so Wakounig.
Umfangreiches Programm
Das Symposion behandelte die Geschichte der Zweisprachigkeit in Kärnten vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart aus interdisziplinärer Sicht. Im ersten Panel setzte sich Prof. Vladimir Wakounig (Universität Klagenfurt) mit "Zweisprachigkeit in Theorie und Praxis" auseinander. Peter Jordan (Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien) widmete sich dem zweisprachigen Namensgut in der amtlichen Topografie Kärntens und Marija Wakounig machte sich auf die Spuren der Zweisprachigkeit in der Matrikenführung.
Im zweiten Panel gab Ferdinand Kühnel (Universität Wien) Einsicht in Zweisprachigkeit auf den Friedhöfen. Teodor Domej sprach über Zweisprachigkeit und Schule in der Vergangenheit und Gegenwart und Prof. Tina Bahovec (Universität Klagenfurt/Celovec) lenkte ihr Augenmerk auf die Frauen und (slowenische) Sprache in Kärnten.
Das dritte Panel befasste sich mit der Zweisprachigkeit in Kultur und Liturgie: Prof. Andrej Leben (Universität Graz) gab einen Einblick in Kärntens Zweisprachigkeit in der Literatur und Übersetzungskultur. Johannes Thonhauser sprach über Polarisierung und Entfremdung, die zu einem Begleitpaar der Kirche und Zweisprachigkeit in Kärnten wurden. Klaus Einspieler (Diözese Gurk) widmete sich der Zweisprachigkeit in der Liturgie.
Inhaltlicher Schwerpunkt des vierten Panels war die erfolgreiche Umsetzung der Synodalität. So beschrieben Prof. Herta Maurer-Lausegger (Universität Klagenfurt) und Martina Piko-Rustia (Slowenisches Volkskundeinstitut Urban Jarnik) die tiefe Volksfrömmigkeit in Kärnten. Diese bildete die Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit der beiden Zweisprachigkeitspioniere Ernst Waldstein-Wartenberg und Valentin Inzko sen. sowie des Deutsch-Slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk, die der frühere Klagenfurter Diözesanarchivar Peter Tropper anschließend vorstellte. Abschließend skizzierte Josef Till die Gurker Diözesansynode und ihre Bedeutung für die Kirche in Kärnten.
Alle Beiträge des Symposions in noch ausführlicherer Form sind im neuen Buch "Das gemeinsame Kärnten - Skupna Koroska vol. 14" nachzulesen. Die Publikation mit einem Vorwort von Bischof Marketz erscheint als 14. Band in der von Ernst Waldstein-Wartenberg und Valentin Inzko sen. im Jahr 1974 begründeten Reihe "Das gemeinsame Kärnten - Skupna Koroska.
Quelle: kathpress