Zum 300. Geburtstag: Diözese St. Pölten erinnert an ersten Bischof
Die Diözese St. Pölten erinnert anlässlich seines 300. Geburtstags an ihren ersten Bischof Johann Heinrich von Kerens. Der aus dem niederländischen Maastricht stammende Ex-Jesuit wurde am 22. Mai 1725 geboren. Er war ab 1775 Bischof von Wiener Neustadt und übernahm ab 1785 die Leitung der neu gegründeten Diözese St. Pölten. Kerens sei ein "Lehrer, Reformer und kluger Verwalter" gewesen, der die Diözese bis heute präge, heißt es in der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe).
Nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden und Stationen in Brüssel, Olmütz und Wien wurde Kerens 1760 Direktor des Theresianums in Wien. In dieser Funktion stand er in engem Austausch mit Kaiserin Maria Theresia. Diese soll sich laut "Kirche bunt" wiederholt für seine kirchliche Karriere eingesetzt haben.
Seine Bischofsweihe empfing Kerens 1769 in der Kapelle des Theresianums, nachdem ihn Maria Theresia als Nachfolger des verstorbenen Bischofs von Roermond vorgeschlagen hatte. In der niederländischen Diözese war Kerens mit schwierigen wirtschaftlichen und innerkirchlichen Umständen konfrontiert. Er visitierte fast alle Pfarren der Diözese und leitete umfassende Reformen ein.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 durch Papst Clemens XIV. übertrug Maria Theresia Kerens das Amt des österreichischen Militärbischofs, das mit der Leitung der Diözese Wiener Neustadt in Personalunion verbunden war. Dort übernahm er die Sanierung einer wirtschaftlich angeschlagenen Diözese und setzte Reformen im kirchlichen Leben um, etwa durch die Einführung der "Christenlehren" für die Stadtbevölkerung.
Im Zuge der josephinischen Kirchenreformen wurde 1785 die Diözese St. Pölten errichtet. Kerens wurde zu ihrem ersten Bischof ernannt. "In nur kurzer Zeit war die Diözese in Dekanate gegliedert und die Konsistorialkanzlei personell und strukturell gut ausgestattet", so "Kirche bunt". Zudem gründete Kerens ein Priesterseminar, das bis 2012 Bestand hatte.
Sein Verhältnis zum Kaiser blieb trotz enger Verbindung von kritischer Loyalität geprägt. Eine kaiserliche Beschwerde über eine ausgebliebene Pfarrbesetzung beantwortete Kerens mit dem Satz: "Eine Empfehlung ist kein Befehl."
Johann Heinrich von Kerens starb im Jahr 1792. Die von ihm gesetzten Strukturen prägen das kirchliche Leben in der Diözese bis heute.
Quelle: kathpress