
150-Jahr-Jubiläum der Steyler Missionare: Erfolge und Fehler im Blick
Mit einem ganzen Festjahr, das schon im vergangenen Herbst begonnen hat, begehen die Steyler Missionare das Jubiläum ihrer Gründung vor 150 Jahren. Das Jubiläum sei Grund zu Freude und Dankbarkeit, zugleich aber auch zu einer kritischen Rückschau auf das, was nicht gelungen ist, heißt es in einer aktuellen Aussendung des Ordens.
Im Jubiläumsjahr, so Provinzial P. Christian Stranz, wolle man nicht nur an "Erfolge und glorreiche Zeiten" in der Geschichte des Ordens erinnern, sondern auf Vorschlag von Generalsuperior P. Anselmo Ribeiro das Jubiläum zum Anlass nehmen, "Verantwortung dafür zu übernehmen, was in der Vergangenheit falsch gelaufen sei; wo etwa anvertraute geistliche Führung oder Macht missbraucht worden sei und Menschen in ihrer Würde und Integrität verletzt, ausgenutzt oder gar krank gemacht und traumatisiert wurden."
Beim Pfingstfest der Steyler am vergangenen Wochenende in St. Gabriel bei Maria Enzersdorf wurde beiden Aspekten Platz gegeben. Beim Festgottesdienst wurde nicht nur gedankt und gefeiert, sondern in den Bitten des Bußakts auf Unterlassungen und Verfehlungen Bezug genommen. Zum Festgottesdienst bzw. den begleitenden Festivitäten war eigens Generalsuperior Ribeiro nach St. Gabriel gekommen. Er stand auch dem Festgottesdienst vor.
"Pfingsten zu feiern bedeutet, sich dem Geist zu öffnen, der uns in Vielfalt vereint", betonte Ribeiro in seiner Predigt. "Der Heilige Geist weht, wo er will. Heute weht er im Wind der Interkulturalität und ruft nach einer Kirche, die alle Sprachen spricht, alle Stimmen hört und die alle Gesichter Gottes in der Welt willkommen heißt."
Pfingsten zeige, dass Gott "durch" die Vielfalt kommuniziere, nicht "trotz" der Vielfalt. Wahre christliche Gemeinschaft, so der aus Brasilien stammende Obere der Steyler Missionare, erfordere nicht, dass alle auf dieselbe Weise denken, sprechen oder leben, sondern dass jeder im anderen einen Bruder oder eine Schwester erkenne, der oder die gleichermaßen von Gottes Geist erfüllt sei.
In Zeiten von Globalisierung und Migration werde die Realität nach den Worten Ribeiros zunehmen interkulturell. Das sei auch in den Steyler-Gemeinschaften zu sehen, in denen Lateinamerikaner, Afrikaner, Asiaten und Europäer zusammenleben: "Diese Vielfalt ist ein Ausdruck der Gegenwart Gottes unter uns!"
Bei der Interkulturalität, die die Steyler Missionare auszeichne, gehe es darum, voneinander zu lernen und zuzulassen, dass die Kultur des anderen auch den eigenen Glauben verändert, unterstrich der Steyler Generalsuperior. "Die Kirche wird nur dann missionarisch sein, wenn sie bereit ist, zuzuhören und von anderen Völkern, Sprachen und Kulturen zu lernen." Mission geschehe nicht mit Worten, die der andere nicht versteht, sondern mit Gesten, die willkommen heißen, im Zuhören und einander respektieren. "Die Mission des Geistes besteht nicht darin, zu dominieren, sondern Brücken zwischen den Völkern zu bauen", so P. Ribeiro in seiner Predigt zum Pfingstfest.
Die Texte der Messfeier waren in deutscher, spanischer, portugiesischer und englischer Sprache zu hören. Das unterstrich die Vielfalt und Interkulturalität. Der Rektor des Missionshauses St. Gabriel, P. Franz Pilz, konnte bei der Festmesse zahlreiche Ehrengäste begrüßen. U.a. die Generalsekretärin der Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod, sowie die Oberinnen und Oberen vieler Ordensgemeinschaften.
Arnold Janssen gründete am 8. September 1875 die "Gesellschaft des Göttlichen Worte" (lat. "Societas Verbi Divini", Ordenskürzel SVD) im niederländischen Ort Steyl. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich einer der größten Männerorden der katholischen Kirche. Die Steyler Missionare sind in knapp 80 Ländern tätig und zählen rund 5.640 Mitglieder.
Quelle: kathpress