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16.10.2025  

 

Sieglinde Rosenberger

Persönliche Dialoge

Können sie die Demokratie stärken oder gar retten?

 

 

Die liberalen Demokratien sind am Zerbröseln, Wahlautokraten schaffen es an die Macht. Auswege und Möglichkeiten zur Demokratiestabilisierung werden gesucht. Eine Antwort sind persönliche Gesprächs-, Dialog- und Zuhörformate zur Artikulation von Sorgen, zum Austausch von strittigen Meinungen, zum Üben von Uneinigkeit und zum Brücken bauen.

 

Mein Blog-Beitrag beschäftigt sich mit dialogfördernden Formaten und fragt, ob diese die gesellschaftliche Polarisierung und die daraus resultierende Demokratiegefährdung reduzieren können. Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

 

Gespaltene Gesellschaften

 

Bei der Gedenkfeier für den ermordeten rechtsextremen Influencer Charlie Kirk ließ der US-Präsident die Welt und sein Land wissen: „Ich hasse meine Gegner. Und ich will nicht das Beste für sie.“ Seither haben sich politische Freund-Feind-Taktiken, Hass, Fehl- und Falschinformationen von Oben, die in die Gesellschaft einsickern und dort Angst, Wut, Gewalt und Polarisierung befeuern, verschärft. Das Zitat illustriert nicht nur die Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft, sondern verdeutlicht auch, dass der Präsident viel dafür tut, dass die Polarisierung am Laufen bleibt.

 

Die Polarisierung ist mittlerweile auch europäischen Gesellschaften nicht fremd. Menschen teilen zu wesentlichen Themen keine gemeinsame Meinung und Haltung mehr, sondern sind stets vom Gegenteil überzeugt. Dies kann so weit gehen, dass sie sich nicht nur kompromisslos, sondern emotional feindselig gegenüberstehen.

 

Die aktuellen konservativen und linken Kulturkämpfe, wie die Cancel Culture, tragen zu den tiefen Gräben bei. Dialoge werden storniert. Bis vor Kurzem in erster Linie im linken identitätspolitischen Milieu verankert, stehen diese Kämpfe jetzt im Zentrum der rechtsautoritären Bewegungen.[i] Maßgeblich verantwortlich für die gesellschaftliche Polarisierung sind politische Parteien am rechtsautoritären Rand. Sie arbeiten mit Bedrohungs- und Feindbildern, senden auf eigenen Medienkanälen und via Influencer Hassbotschaften und Fake News.

 

Die Polarisierungsakteur:innen sind erfolgreich. Dies belegt eine vergleichende Studie, die die Wahlmotive in 143 Wahlgängen in 12 westlichen Demokratien untersuchte. Das ernüchternde Ergebnis: Die Gegnerschaft, die klare Abgrenzung – bis zu Hass – ist ein stärkeres Motiv eine bestimmte Partei zu wählen, als Loyalität und Solidarität.

 

Polarisierung und Demokratiegefährdung bringen niederschwellige Dialog-Angebote zum Boomen. Die Palette reicht von Diskurscafés, Demokratielabors, Grätzel-Runden, Mini Publics, Gesprächen im öffentlichen Raum, auf der Straße bis zu Haustürgesprächen vor Wahlen. Politische Parteien, kommunale Verwaltungen, Zivilgesellschaft, Bibliotheken und die Erwachsenenbildung sind Proponent:innen dieser Entwicklung. Die Frage stellt sich aber, ob niederschwellige, persönliche Dialogformate überhaupt demokratiestabilisierende Effekte generieren können? Die Forschung ist sich uneins. Eine kürzlich erschienene Studie zur Spaltung in den USA verneint dies mit dem Argument, dass gesellschaftliche Dialogformate kaum etwas gegen die einflussreichen Kommunikationsinstrumente der Regierung ausrichten könnten. Andere Studien zeigen hingegen, dass soziale Interaktionen wie Dialoge durchaus Vertrauen in demokratische Institutionen schaffen und Einstellungen verändern können. Das Resümee: Dialogarbeit kann sich demokratiepolitisch lohnen, vorausgesetzt, dass der Dialog konstruktiv gestaltet ist.

 

Der konstruktive Dialog

 

Ein konstruktiver und somit demokratischer Dialog will Vertrauen in das demokratische Institutionengefüge schaffen und baut gesellschaftliche Brücken dort, wo Menschen sich ablehnend gegenüberstehen. Dieser Typus von Dialog ist mehrfach voraussetzungsvoll.[ii] Um ein tieferes Verständnis über Themen und Probleme zu entwickeln, braucht es die Bereitschaft,

  • anderen zuzuhören und nicht nur selbst zu reden; Sprechen und Zuhören finden auf beiden Seiten statt;
  • voneinander zu lernen, zu reflektieren, andere Perspektiven, Wissen und Wahrheiten herauszufinden, um kompromissfähig zu werden oder Positionen sachlich vertreten zu können.

Der demokratische Dialog braucht den beiderseitigen Willen, den Stachel der Polarisierung, die Feindseligkeit, zu überwinden. Soll Demokratiestabilisierung durch Dialog eine reale Chance haben, kann strittigen Themen nicht nur aufklärerisch, mit Fakten, begegnet werden. Es müssen auch die in den Streitthemen eingelagerten Gefühle wie Angst, Wut und Zorn einen Platz finden. Die Gespräche der Initiative Ja Demokratie verdeutlichen, wie sehr politikfernen Menschen mit bescheidenen sozio-ökonomischen Ressourcen Gefühle der Zugehörigkeit und Wertschätzung, des Ernstgenommen werden, Teil der politischen Gemeinschaft zu sein, fehlen und daraus Ablehnung und Frust resultieren. Empathische Gespräche können, wenn auch nur individuell, einen kleinen Beitrag leisten.

 

Instrumentalisierung

 

Der Dialog ist anfällig für Instrumentalisierung. Eine solche liegt vor, wenn Dialog und das Recht auf (ungehemmte) Meinungsfreiheit als bedeutungsgleich behandelt werden. Nicht selten beanspruchen im Namen der Meinungsfreiheit Hassbotschaften, rassistische Aussagen und falsche Behauptungen den gleichen Stellenwert wie Fakten, begründete Aussagen und humanistische Werte. Mythen, Falsch- und Fehlinformationen verunmöglichen aber einen Dialog im Sinne eines perspektivenvollen Verständnisses über umstrittene Themen. Es drängt sich abermals Charlie Kirk auf. Die MAGA-Bewegung feiert ihn für sein mutiges Eintreten für Meinungsfreiheit. Er organisierte an Universitäten Debatten zur konservativen Turning Point USA-Wende. Dass Kirk nicht nur rechte, konservative Inhalte an die überwiegend progressiven Universitäten brachte, sondern sein Gegenüber diffamierte, als Staatsfeind oder Gottesgräuel dämonisierte und dadurch meist als rhetorischer Sieger vom Feld ging, ist die Kehrseite.

 

Rechte Sprachschemata, wie sie die Autoren Leo/Steinbeis/Zorn des Buches „Mit Rechten reden“ skizzieren, spielen bei der Diskreditierung eine maßgebliche Rolle. Nicht nur rechtsextreme Inhalte gefährden die Demokratie, sondern auch die Art und Weise wie geredet wird. Den Anderen zu diffamieren, um ihn/sie zu besiegen, um vor dem eigenen Publikum Recht zu haben, ist die beliebte Taktik. „Ohne die Linke ist die Rechte nichts“ schreiben Leo/Steinbeis/Zorn. Denn das Sprachspiel, die Welt in Freund und Feind einzuteilen, funktioniert nur, wenn der identifizierte „Feind“ mitmacht. Daher hin und wieder sich zu verweigern, nicht auf jede Parole und Provokation hineinzufallen, nicht jede Einladung für eine Talkshow anzunehmen, dies alles gehört zum Erfolg des zivilen Dialogs.

 

Der Dialog lohnt sich

 

Ein Dialog ist mit politischen Extremist:innen oft nicht machbar, weil emotional aufwühlend und individuell verletzend. Er sollte aber mit jenen geführt werden, die noch im politischen Graubereich irren, die zwar in Richtung Demokratieverachtung tendieren, aber noch nicht fix im Lager der Autokraten angekommen sind. Denn Menschen neigen dazu, soziale Phänomene und Fakten falsch einzuschätzen. Die Ipsos Mori Studie „Gefahren der Wahrnehmung“ zeigt recht deutlich, dass negative Ereignisse überschätzt und positive unterschätzt werden. Vor diesem Hintergrund lohnt sich das persönliche Gespräch.

 

Der demokratische Dialog ist nicht wertfrei, er tritt parteiisch für freie und gleiche Werte ein. In der Parteilichkeit, mehr noch in der Wertorientierung liegt eine große Wissensanforderung und Herausforderung der Dialogführung. Wie werden Werte als nicht verhandelbar begründet? Warum soll das demokratisch sein? Und was ginge verloren, wenn die liberale Demokratie verloren geht? Zur Diskussion dieser Fragen möchte ich verweisen auf die Demokratiewoche des BÜNDNIS 2025.

 

 

Demokratiewoche BÜNDNIS 2025

 

Das BÜNDNIS 2025 organisiert vom 20. bis 26. Oktober eine österreichweite Demokratiewoche. Mit einer Reihe von Veranstaltungen, Diskussionsrunden, Vorträgen, szenischen, spielerischen und musikalischen Darbietungen wird auf Bedrohungen der Demokratie aufmerksam gemacht sowie werden Zukunftsperspektiven aufgezeigt. Die Demokratiewoche will zur gesellschaftlichen Entpolarisierung beitragen und Werte, Institutionen, Verfahren und Leistungen der Demokratie reflektieren. Es wird zahlreiche Möglichkeiten geben, Dialoge zu führen, Dialogen zu folgen und Dialogtechniken kennen zu lernen. So wird bei der Auftaktveranstaltung Maximilian Steinbeis, Mitautor des oben erwähnten Buches „Mit Rechten reden“ einen Vortrag halten. Bitte das Veranstaltungsprogramm sichten, auswählen und hinkommen!

 

 


[i] Nida-Rümelin, Julian. (2023). „Cancel Culture” – Ende der Aufklärung. Ein Plädoyer für eigenständiges Denken. München

 

[ii] Pörksen, Bernhard. (2023). Zuhören. Die Kunst, sich der Welt zu öffnen. München.

 

 


Zur Autorin: Siglinde Rosenberger, Politikwissenschafterin, Professorin an der Universität Wien bis 2022, derzeit zivilgesellschaftlich im Bündnis 2025 und bei Ja Demokratie aktiv

 

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