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14.11.2025
Johannes Webhofer
Sozialer Friede beginnt mit Verständigung
Filmvorfühung und Podiumsdiskussion in Wien
Die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksœ) widmet sich über drei Jahre hinweg dem Thema sozialer Friede. Zum ersten Kapitel "Verständigung" lädt sie nun gemeinsam mit dem SAE Institut Wien zu einer besonderen Veranstaltung ein, die Kunst, Wissenschaft und gesellschaftlichen Dialog miteinander verbindet.
Wenn Filmschaffende den Diskurs anstoßen
In der Filmwelt heißt es, ein Film beginnt erst richtig, wenn die Lichter wieder angehen und jemand etwas sagt. Dieses Prinzip wird bei der Veranstaltung der ksœ am 21. November im Admiralkino in Wien konsequent umgesetzt: Den Auftakt bilden keine akademischen Vorträge, sondern Kurzfilme von Studierenden des SAE Instituts Wien. Diese filmischen Perspektiven junger Menschen auf das Thema "Sozialer Friede : Verständigung" dienen als inspirierende Grundlage für die anschließende Diskussion. Erst im Gespräch darüber, was die Filme ausgelöst haben, entfaltet sich ihre volle Wirkung. Dieser bewusst gewählte Ansatz soll unterschiedliche Ausdrucksformen und Generationen in den Dialog bringen.
Sozialer Friede ist kein statischer Zustand, der sich einmal erreichen lässt. Vielmehr handelt es sich um ein normatives Ideal, das uns als Leitbild für das gesellschaftliche Zusammenleben dienen kann. Die Grundlage dafür bildet aber immer die Anerkennung der personalen Würde jedes Menschen, sowohl im politischen Diskurs als auch in persönlichen Begegnungen. "Jede*r ist jemand", hat der Schriftsteller George Tabori einmal so wundervoll formuliert.
Die Podiumsdiskussion vereint Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen, die das Thema aus ihren jeweiligen Blickwinkeln beleuchten werden:
Sebastian Bobik bringt als Filmemacher die künstlerische Perspektive ein und kann direkt an die gezeigten Kurzfilme anknüpfen. Christian Rathner vertritt als Journalist jenen Berufsstand, der eine zentrale Verantwortung für gesellschaftliche Kommunikation trägt. Leokadia Grolmus kann aus ihrer Erfahrung als Teil der "Last Generation" und aus ihrer juristischen Sicht die Rahmenbedingungen für Verständigung und Dialog beleuchten. Othmar Karas, Präsident des European Forum Alpbach, bringt die politische Dimension und europäische Perspektive ein. Linda Kreuzer schließlich erweitert als Sozialethikerin die Diskussion um grundlegende ethische Fragestellungen.
Warum Verständigung gerade jetzt wichtig ist
In Zeiten multipler Krisen, von Klimawandel über soziale Ungleichheit bis zu digitaler Fragmentierung, wird die Fähigkeit zur Verständigung zu einer demokratischen Kernkompetenz. Die Herausforderung besteht darin, bewusst den Kontakt zu Andersdenkenden zu suchen, zuzuhören und Orientierung zu geben, ohne dabei eigene Überzeugungen aufgeben zu müssen. Besonders in digitalen Räumen, wo Echokammern und polarisierende Algorithmen den Diskurs prägen, braucht es neue Ansätze für konstruktive Kommunikation. Gleichzeitig zeigen subtile Formen von Antisemitismus und Alltagsrassismus, wie schnell gesellschaftlicher Dialog vergiftet werden kann.
Die Veranstaltung folgt dem Ansatz des ksœ-Magazins forschung.praxis.dialog, das wissenschaftstheoretische Reflexionen mit konkreten praktischen Handlungsansätzen verbindet. Es geht nicht nur darum zu analysieren, sondern auch darum zu inspirieren und Werkzeuge für die aktive Gestaltung einer friedlicheren Gesellschaft zu entwickeln.
Die Veranstaltung bietet damit mehr als eine klassische Podiumsdiskussion: Sie ist ein Experimentierraum für Verständigung, der verschiedene Medienformate, Generationen und Perspektiven zusammenbringt. Denn sozialer Friede beginnt genau dort – im konkreten Austausch, im Zuhören, im gemeinsamen Ringen um tragfähige Kompromisse. Oder um es mit den Worten über das Kino zu sagen: wenn die Lichter wieder angehen und jemand etwas sagt.
Eckdaten zur Veranstaltung:
Datum und Uhrzeit: 21.11.2025 – 15:00 Uhr
Ort: Admiralkino Wien, Burggasse 119, 1070 Wien
> Anmeldung < erforderlich (Plätze sind begrenzt)
Das NEUE ksœ-Magazin: forschung.praxis.dialog
Zum Autor: Johannes Webhofer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der ksœ.

