Seitenbereiche:
  • zum Inhalt [Alt+0]
  • zum Hauptmenü [Alt+1]

Hauptmenü schließen
  • Publikationen
  • Forschung
  • Dialog
  • Blog
  • Podcast
  • Kalender
  • Newsletter
  • Über uns
  • Spenden
  • Spenden
  • Impressum
  • Datenschutz
Hauptmenü:
  • Publikationen
  • Forschung
  • Dialog
  • Blog
  • Podcast
  • Kalender
  • Newsletter
  • Über uns
  • Spenden

Hauptmenü anzeigen
Blogbeiträge
Sie sind hier:
  • Blog
  • Blogbeiträge

Inhalt:

 

 

08.12.2025  

 

Aleksandra Blaszczyk

Leise rieselt der Schnee

Pieter Bruegel "Die Anbetung der Könige im Schnee"

 

Ein kalter winterlicher Nachmittag. Auf den Dächern der ockerfarbenen Häuser liegt Schnee und der eingefrorene Teich schimmert goldig. Zwischen den dunklen Silhouetten der Bäume blickt graublauer Himmel hervor. Dichter Schneefall erstreckt sich über die ganze Szene. Die zahlreichen Dorfbewohner:innen sind mit sich selbst und ihren eigenen Tätigkeiten beschäftigt. Neben der Brücke wurde gerade ein Baum gefällt, aus dem Loch in der Eisdecke entnehmen zwei Männer mit Eimer Wasser, gleich daneben, gefährlich nahe am Loch, rutscht ein kleines Mädchen in einem Sitzschlitten über die Eisfläche. Im Zentrum des Bildes bewegen sich mehrere Personen auf einer Straße. In dieser atmosphärisch dichten winterlichen Welt, am Rande des Geschehens, ereignet sich eine biblische Szene: In der Bildecke unten links, ganz unscheinbar am Bildrand platziert, wird die titelgebende Anbetung der Könige dargestellt. Die beiden Könige, der eine im dunkelroten, der andere im goldenen Gewand, knieen vor der heiligen Maria, die das Jesuskind auf ihrem Schoß hält. Der dritte König steht vermutlich an der Spitze des Gefolges, das die ganze Dorfstraße beherrscht. Die heiligen Figuren sind nur ganz schemenhaft abgebildet. Marias Gesicht ist vom Kopftuch halb bedeckt, das Jesuskind und Josef nur skizzenhaft dargestellt.

 

Pieter Bruegels Gemälde "Die Anbetung der Könige im Schnee" ist im Jahr 1563 entstanden. Der Maler inszeniert die biblische Szene aus der Weihnachtsgeschichte in zeitgenössisch-flämischer Umwelt. Zu dieser Zeit herrschte in Europa ein außerordentlich harter Winter, die so genannte „Kleine Eiszeit“. Das ungewöhnlich kalte Klima beeinflusste Gesellschaft und Kunst in den Niederlanden. "Die Anbetung der Könige im Schnee" ist dabei das erste Bild aus einer ganzen Serie von Winterdarstellungen von Bruegel.

 

Die reduzierte Farbigkeit des Gemäldes bildet eine perfekte Kulisse für das Naturschauspiel: den Schneefall. Dabei hat der Künstler die Schneekristalle eindrucksvoll wiedergegeben und damit eine neue Dimension der Naturdarstellung geschaffen. Nachdem alle Figuren, Gebäude und Bäume gemalt waren, malte Bruegel mit spitzem Pinsel die Schneeflocken.[i] Die kleinen Schneeflocken setzte er als weiße Tupfer mit der Pinselspitze, größere durch einen stärkeren Pinselaufdruck. Dabei spreizten sich die Pinselhaare und hinterließen durchsichtige Flecken, die perfekt die Schneekristalle imitieren. Bruegels Gemälde ist die erste bekannte Darstellung einer Anbetung mit fallenden Schneeflocken.

 

Die Komposition des Bildes ist ganz ungewöhnlich: Die Anbetung selbst wird am Rand platziert und scheint dabei kein großes Ereignis zu sein; vielmehr stehen die Menschen und ihre Tätigkeiten im Vordergrund. Der Fokus liegt auf der Dorfszene, niemand scheint das Geschehen zu bemerken oder ihm Aufmerksamkeit zu schenken - alle sind mit sich selbst beschäftigt. Das Gemälde kann als kritischer Kommentar zur damaligen Gesellschaft gelesen werden und ist daher als unbequemer Beitrag Bruegels zu zeitgenössischen Fragen zu sehen. Das Bild hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren und lädt immer noch zu einer kritischen Auseinandersetzung ein.

 

Die Vorweihnachtszeit rauscht oft an uns vorbei – ein Wirbel aus Terminen, Geschenken und Erwartungen. Doch Bruegels Bild erinnert daran, dass die größten Wunder sich nicht lautstark ankündigen. Sie geschehen leise, am Rand, während wir mit unserem Alltag beschäftigt sind - wie die Dorfbewohner:innen, die ihren Geschäften nachgehen, während hinter ihnen die Heiligen Drei Könige niederknien.

Das Wunder braucht keine Bühne. Es wartet nicht darauf, dass wir bereit sind. Es ist einfach da – ein leises Glühen am Bildrand unseres Lebens. Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft des adventus Domini: dass das Göttliche nicht mit Fanfaren einzieht, sondern sich in den Schneefall mischt, der auf unsere Schultern fällt; dass Wunder geschehen, ob wir sie bemerken oder nicht; und dass es manchmal genügt, einfach innezuhalten – mitten im Treiben, mitten im Schnee – um zu sehen, was schon die ganze Zeit da war.

 


 

[i] Peter B. Steiner (2019): Drei Könige im Schnee, in: Christ in der Gegenwart. 

 

Das Gemälde: 

Pieter Bruegel, Die Anbetung der Heiligen Drei Könige im Schnee, 1563, Öl auf Eichenholz, Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz», Winterthur, Schweiz.

 


 

Zur Autorin: Aleksandra Blaszczyk ist Kunsthistorikerin sowie ehemalige Galeristin und arbeitet derzeit im Dorotheum in Wien. Im Magazin forschung.praxis.dialog hat sie sich mit Jacques Louis Davids Werk "Der Tod des Marat" im Kontext des sozialen Friedens beschäftigt.

 

Zum Blog


Submenü:


Weitere Informationen


ALLE BLOGBEITRÄGE

Übersicht

 

 

 

 

 

 

 

 


DER SOZIALKOMPASS

Podcast der ksœ

 

 

 

 

 

 

 

 


PUBLIKATIONEN

Magazin, Artikel, Buchbeiträge

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben springen
Footermenü:
  • Publikationen
  • Forschung
  • Dialog
  • Blog
  • Podcast
  • Kalender
  • Newsletter
  • Über uns
  • Spenden

ksoe

Katholische Sozialakademie Österreichs

 

Instagram
Bluesky
Facebook

buero@ksoe.at
+43 1 51611 DW 1800
Schottenring 35/DG, A-1010 Wien
  • Spenden
  • Impressum
  • Datenschutz
nach oben springen