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Zusammenhalt in der Gesellschaft
Am 29. September findet in Österreich die Nationalratswahl statt. Im Vorfeld dieser Wahl hat die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksœ) einen Fragenkatalog erarbeitet, der aus insgesamt 20 Fragen besteht und an alle Parlamentsparteien versendet. Bis zur Nationalratswahl 2024 veröffentlichen wir hier jeden Tag eine neue Frage und die Antworten der Parlamentsparteien.
Frage 2/20: Welche Vorschläge haben Sie, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken? Wie kann ein respektvoller Umgang miteinander gefördert werden, und welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um gegen Rassismus und Antisemitismus vorzugehen?
Kommentar der ksœ Der Kern gesellschaftlichen Zusammenhalts liegt in der Anerkennung unserer gemeinsamen Menschlichkeit und der daraus erwachsenden ... |
... wechselseitigen Verantwortung. Politische Strukturen sollten diesen Zusammenhalt unterstützen und fördern. Besondere Aufmerksamkeit und Schutz verdienen jene, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts Ausgrenzung erfahren. Die Stärke und Reife einer Gesellschaft zeigt sich nicht nur in der Toleranz von Vielfalt, sondern darin, diese als Bereicherung zu begreifen und zu nutzen. Der gesellschaftliche Wandel ist allgegenwärtig. Wir sollten ihm mit Offenheit und Respekt begegnen, und ohne fremde bzw. nicht mit den eigenen konformen Überzeugungen und Traditionen abzuwerten.
Hinweise: |
ÖVP |
Wir fördern und fordern Toleranz und Respekt, basierend auf Menschenrechten. Wir stärken die Verantwortung für die Gemeinschaft, um Demokratie, Respekt und Solidarität zu fördern. Wer aber unsere verfassungsmäßigen Werte ablehnt, soll auch nicht von den Leistungen der Gesellschaft profitieren. |
SPÖ |
Die sozialdemokratische Bewegung hat aus ihrer Erfahrung gelernt, wie wichtig es ist, bereits den Anfängen des Faschismus zu wehren. Wir wenden uns daher nicht nur gegen faschistisches und/oder antisemitisches Gedankengut, sondern auch gegen alle Versuche, demokratische Rechte abzubauen oder rechtsstaatliche Garantien aufzuheben. Wir verteidigen den Rechtsstaat, die Unabhängigkeit der Justiz und die Presse- und Meinungsfreiheit. Eine wichtige Grundlage, um gegen Faschismus und Rechtsextremismus vorzugehen, ist der Rechtsextremismusbericht, der nach jahrelangem Druck der SPÖ heuer erstmals wieder veröffentlicht werden soll. |
FPÖ |
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist aus freiheitlicher Sicht untrennbar mit einem gemeinsamen Wertefundament verbunden. Dieses besteht unter anderem aus Familie, Leistung, Nächstenliebe, Freiheit, Demokratie sowie der Pflege unseres heimischen Brauchtums, unserer gesellschaftlichen und kulturellen Identität und unseres christlich-jüdisch-abendländischen Wertefundaments. Der Erhalt und die Förderung dieser Werte stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt, während willkürliche Maßnahmen, wie sie etwa die gegenwärtige Bundesregierung in der Coronazeit mit Impfpflicht und Co. gesetzt hat, diesen durch Spaltung schwächen. Gegen Rassismus und Antisemitismus muss klar aufgetreten werden. So konnte FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl im Dezember 2018 als Innenminister ein EU-Konzept gegen Antisemitismus auf den Weg bringen, das den Schutz jüdischer Mitbürger verbesserte und auch seitens jüdischer Gemeinschaften auf großen Zuspruch stieß. |
GRÜNE |
Überall wo Menschen zusammenleben, gibt es unterschiedliche Herausforderungen, denn wir alle unterscheiden uns in unseren Lebenserfahrungen und Bedürfnissen. Manchmal kann es auch zu Konflikten kommen - das kann im kleinen Rahmen, also in der Familie, aber auch in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder auch, größer betrachtet, in der Gesellschaft als solche vorkommen. Ein respektvoller Umgang miteinander gelingt dort, wo Zugehörigkeit und Zusammenhalt empfunden werden, Kennenlernen stattfinden und ein respektvolles Miteinander gelebt werden kann. Für uns Grüne ist eine Politik des Dialogs auf Augenhöhe, des Miteinanders und der Teilhabe gerade deshalb so wichtig. Um das Potenzial unserer Unterschiedlichkeiten zu nutzen ist es notwendig, dass hier ankommende Menschen in ihrer neuen Heimat Österreich zurechtkommen. Wir sind für eine Integration ab Tag 1, für Deutschkurse und Arbeitsmarktzugang für alle, die wahrscheinlich in Österreich bleiben werden, für Integrationsmaßnahmen, die weniger Zwang und Strafe sind, sondern mehr Kompetenzen und Orientierung vermitteln und für effektive Maßnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung. So sehen wir Grüne etwa eine absolute Notwendigkeit eines Nationalen Aktionsplans gegen Rassismus und Diskriminierung. Langfristig heißt ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt auch Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten hier leben und Kindern, die hier geboren werden, das Recht auf Staatsbürgerschaft zuzuerkennen. |
NEOS |
Wir NEOS schlagen vor, dass sowohl die Demokratiebildung an Schulen gestärkt als auch Maßnahmen für den Umgang mit Social Media umgesetzt werden: Es ist wichtig altersgerecht und früh zu erklären, warum Demokratie unerlässlich ist, welche Werte zu unserer Gesellschaft gehören, welche Vorteile die Demokratie hat und welche Gefahren es birgt, wenn sie ausgehöhlt wird. Deshalb schlagen wir unter anderem die dringende Einführung eines Schulfaches „Leben in einer Demokratie“ vor. Bildung ist der Schlüssel für Toleranz, Akzeptanz und ein respektvolles Miteinander, welche Grundpfeiler unserer liberalen Demokratie darstellen. Beate Meinl-Reisinger hat zudem einen neuen Pakt des Vertrauens gefordert, um den Umgang der Parteien untereinander respektvoller zu gestalten, und das Vertrauen in die Demokratie und den Zusammenhalt damit zu stärken. |
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