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Gender Pay Gap
Am 29. September findet in Österreich die Nationalratswahl statt. Im Vorfeld dieser Wahl hat die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksœ) einen Fragenkatalog erarbeitet, der aus insgesamt 20 Fragen besteht und an alle Parlamentsparteien versendet. Bis zur Nationalratswahl 2024 veröffentlichen wir hier jeden Tag eine neue Frage und die Antworten der Parlamentsparteien.
Frage 11/20: Der Gender Pay Gap in Österreich betrug laut Eurostat im Jahr 2022 18,4 Prozent, während der EU-Durchschnitt bei 12,7 Prozent lag. Welche bewährten Maßnahmen aus anderen Ländern könnten zur Verringerung des Gender Pay Gaps in Österreich übernommen werden?
Kommentar der ksœ Der Gender Pay Gap stellt eine Verletzung des Gerechtigkeits- und des Gleichheitsgrundsatzes dar. Lohnunterschiede, die auf Geschlecht, Herkunft oder ethnischem Hintergrund basieren, sind ... |
... diskriminierend und ungerecht. Das Prinzip ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ muss uneingeschränkt gelten. Zudem ist es notwendig, gleiche Bildungs- und Karrierechancen zu fördern und eine faire Verteilung unbezahlter Familien-, Haushalts- und Care-Arbeit zu erreichen. Diese Herausforderung richtet sich nicht nur an politische Akteure, sondern erfordert einen breiten gesellschaftlichen Diskurs. Dabei müssen auch Wirtschaftsunternehmen ihre soziale Verantwortung erkennen und wahrnehmen.
Hinweise: |
ÖVP |
Die Gleichstellung von Frauen und Männern muss selbstverständlich sein. Um den Gender Pay Gap zu verringern, setzen wir auf die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Damit sollen Mädchen und Frauen schon frühzeitig Karrierewege aufgezeigt und echte Wahlfreiheit sichergestellt werden. Zudem braucht es die Einführung des automatischen Pensionssplittings und den Ausbau der Kinderbetreuung. Diese Schritte aus dem Österreichplan des Bundeskanzlers Karl Nehammer sollen die ökonomische Selbstbestimmung von Frauen stärken und ihre Chancen verbessern. |
SPÖ |
Die Tatsache, dass Frauen im Jahr 2024 immer noch bis zu 20 Prozent weniger Lohn als Männer für gleichwertige Arbeit bekommen, ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ein wichtiger Schritt, um dem ein Ende zu setzen, ist die 2023 vom Europäischen Parlament beschlossene EU-Lohntransparenzrichtlinie – übrigens unter der Federführung von der Vizepräsidentin des Europaparlaments Evelyn Regner (SPÖ). Diese neue Regelung verpflichtet Unternehmen in der EU dazu, Informationen zu den Gehältern so offenzulegen, dass ein Vergleich für die Arbeitnehmer*innen möglich ist. Österreich muss die Richtlinie so rasch wie möglich umsetzen.
Wir als SPÖ wollen aber noch weitergehen. Island hat 2018 als erstes Land die Lohntransparenz gesetzlich verankert. Das wollen wir auch für Österreich. So müssen in Island Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit 25 oder mehr Angestellten ein Zertifikat für gleiche Bezahlung erwerben. Dieses schreibt vor, dass jegliche Lohndiskrepanz über fünf Prozent zwischen Mitarbeiter*innen der gleichen Berufsgruppe korrigiert werden muss. Wer diesen Standard nicht erfüllt, dem drohen Strafzahlungen von rund 400 Euro pro Tag und eine öffentliche Bekanntmachung – ein Reputationsschaden, den sich kein Unternehmen leisten kann. |
FPÖ |
Dass die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen nach wie vor auseinanderklafft, ist ein bekanntes Problem, gegen das die schwarz-grüne Bundesregierung keinen Finger gerührt hat. Die Ursachen dafür sind bekannt: Das ‚Mutter-sein‘ ist leider noch immer der Grund Nummer eins für die statistischen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Wenn sich eine Frau dazu entschließt, ein Kind zu bekommen, muss das belohnt und nicht bestraft werden. Für die FPÖ braucht es daher Gehaltsangleichungen, vor allem im Niedriglohnbereich, anstatt auf das Schüren von Neid oder Zwang zu setzen. Darüber hinaus muss es eine Aufwertung von Frauen und Müttern geben. |
GRÜNE |
Eine bewährte Maßnahme, um den Gender Pay-Gap zu verringern, ist Lohntransparenz. Das sehen wir zum Beispiel in Island, wo es seit 2017 den Equal-Pay-Act gibt. Unternehmen mit mehr als 25 Angestellten müssen nachweisen, dass Männer und Frauen bei gleichwertiger Arbeit gleich viel verdienen. Island hat weltweit den niedrigsten Gender Pay Gap. Die Maßnahme wirkt also nachweislich, deshalb wollen wir sie auch für Österreich.
Es braucht außerdem zeitgemäße Karenzregelungen, mit denen die Aufteilung unbezahlter Sorge-Arbeit partnerschaftlich fair geteilt wird. Die aktuelle Zeitverwendungsstudie belegt einmal mehr: Frauen leisten zwei Drittel der unbezahlten Sorgearbeit, Männer hingegen zwei Drittel der bezahlten Erwerbsarbeit. Die Folgen spüren Frauen oftmals in der Pension: So beträgt der Pension-Gap rund 40 Prozent. Kinderbetreuung ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Frauen über das Ausmaß ihrer Erwerbstätigkeit frei entscheiden können und nicht direkt aus der Teilzeitfalle in die Altersarmut rutschen. In SPÖ-ÖVP-Regierungen herrschte bei dem Thema Kinderbetreuung leider viel zu lange Stillstand. Das haben wir Grüne in der Regierungsbeteiligung geändert: Mit Milliardeninvestitionen in den österreichweiten Ausbau der Kinderbetreuung sind wir unserem Ziel nach einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr große Schritte nähergekommen. Diesen Weg gilt es entschlossen fortzuführen.
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NEOS |
Der Gender Pay Gap ist in vielen Branchen nach wie vor ein Motherhood–Pay Gap und in vielen Ländern sieht man dessen Reduktion durch den Ausbau der Kinderbetreuung und eine fairere Verteilung der Care Arbeit.
Ebenso führt die Branchenverteilung zu einem Teil zum Gender Pay Gap, hier gibt es aus anderen Ländern vorzeigbare Projekte, wie Frauen und Männer in ihrer Berufswahl aus Genderklischees leichter ausbrechen können und so zur Reduktion des Gender Pay Gap beitragen können.
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