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Einzelbeiträge Dossier 02-2020
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Globale Gerechtigkeit in der Klimakrise:

Zentrale soziale Fragen haben eine internationale Dimension

 

Verheerendes Feuer ist Sinnbild für die Klimaerhitzung geworden: die Brände in Kalifornien und Sibirien 2020, in Australien 2019, die Feuer in Brasilien. Während die ersteren vor allem eine Folge der Klimaerhitzung sind, ausgelöst durch stark steigende Temperaturen und langanhaltende Trockenphasen, gehören die Brände im brasilianischen Teil Amazoniens im viel stärkeren Ausmaß mit zu den Klimatreibern. Mehrheitlich werden sie illegal gelegt und zerstören so viel Regenwald, dass sich diese für das globale Klima so wichtige CO2-Senke rasant ihrem ökologischen Kipppunkt nähert.1 Wissenschaftliche Prognosen sagen voraus, dass der Regenwald sich in eine Steppe verwandeln wird, sollten ca. ein Fünftel seiner Fläche vernichtet sein. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt.


Klimakrise als Verstärker sozialer Probleme


Amazonien ist ein besonders brisantes Beispiel für ein weltweites Phänomen: Kleinklimata verändern sich, Klimazonen wandern, die lokale Bevölkerung gerät stark unter Druck, die Tier- und Pflanzenwelt passt sich an, wandert mit oder stirbt aus. Die weltweite Biodiversität hat jetzt schon dramatisch abgenommen.2 Und natürlich gibt es gravierende Folgen für den Menschen, als Teil dieser Schöpfung. Naturgewalten kennen per se keine soziale Schere. Die Flut, der Sturm, die Brände, sie treffen jedeN: am Ende stehen alle vor ihrem überfluteten, zerstörten oder verbrannten Zuhause. Doch diese Unschuld der Natur trifft auf ein durch Menschen gestaltetes Gesellschaftsgefüge, das entscheidet, ob alle ähnlich oder eben doch sehr unterschiedlich vom Unglück betroffen sind. Und so lässt sich eindeutig feststellen: die Phänomene der Klimakrise wirken eindeutig als Verstärker für bestehende (weltweite) Ungerechtigkeit und soziale Probleme, die Gemeinschaften als Gesamtes beeinträchtigen. 


Erzwungene Migration in vielen Weltregionen


Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika Laudato sì: „Der Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Umweltaspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen; […] Viele Arme leben in Gebieten, die besonders von Phänomenen heimgesucht werden, die mit der Erwärmung verbunden sind, und die Mittel für ihren Lebensunterhalt hängen stark von den natürlichen Reserven und den ökosystemischen Betrieben wie Landwirtschaft, Fischfang und Waldbestand ab.“ (LS 25) Und genau das zeigt sich täglich in der Realität: in vielen Weltregionen, die für den rasch steigende CO2-Anteil in der Atmosphäre nicht verantwortlich sind, wird das Leben von der Natur, in Form von Landwirtschaft, Fischen, Brennholz sammeln und das Leben durch die Natur wie etwa Dürren, Überschwemmungen, Extremstürme immer schwieriger. Betroffen davon sind die Menschen in einer Region, aber anpassungsfähig bzw. widerstandsfähig sind nur jene, die entsprechende Ressourcen haben. Ein großer Anteil der Weltbevölkerung gehört jedoch nicht zu dieser Gruppe, sondern lebt auch heute noch von der Subsistenz- oder Semisubsistenzwirtschaft.3 Diese Agrarformen leisten einen wichtigen Beitrag als Armutspuffer und für die ökologische Landnutzung. Brechen sie weg, müssen sich die Menschen Alternativen suchen. 


Dementsprechend mehren sich die Studien über die zu erwartende Fluchtbewegungen, die erzwungene Migration, wenn in Lateinamerika, im südlichen Afrika und in Südasien Regionen schwer oder gar unbewohnbar werden. Während die konkreten Prognosen über das Ausmaß variieren, sind sie in der Tendenz eindeutig: in den nächsten Jahrzehnten werden Hunderte Millionen Menschen in andere Regionen im eigenen Land oder in die Nachbarländer flüchten müssen. Dort, wo sie hingehen, werden sie, vor allem in städtischen Gebieten, den Bevölkerungsdruck auf die natürlichen Ressourcen, auf den Arbeitsmarkt und die (nur teilweise vorhandenen und funktionalen) Sozialsysteme erhöhen. 

 

Klimaerhitzung, Flucht/Migration, soziale Krise und weitere Umweltzerstörung stehen also in Wechselwirkung zueinander, eine Abwärts- oder Eskalationsspirale. 


Krise multilateraler Institutionen


Mit den 17 Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der UN-Agenda 2030 hat die Weltgemeinschaft 2015 zentrale globale Herausforderungen identifiziert: von der Armutsbekämpfung, über die Geschlechtergerechtigkeit, die menschenwürdige Arbeit, den Schutz der Umwelt bis hin zum friedvollen Zusammenleben u.v.m. Die Menschheit steht als Ganzes vor großen Problemen, die sich durch die Klimakrise verschärfen werden, wenn nicht eben diese Weltgemeinschaft konsequent und engagiert handelt. Alle zentralen sozialen Fragen müssen international gelöst werden, weil die Ursachen der Probleme, deren Zusammenhänge und die staatlichen Abhängigkeiten, etwa bei den Rohstoffen, im Warenverkehr oder in der Finanzwirtschaft international sind. Aber gerade in Krisensituationen ist der soziale und daher auch politische Orientierungsrahmen meist eng, weil überschaubar und vermeintlich gestaltbar. Die europäische oder gar die internationale/multilaterale Ebene werden dann seltener als Ressource gesehen und gepflegt. Im Gegenteil erleben wir derzeit eine Krise der multilateralen Institutionen. Hinzu kommen erwartbare wegfallende gesellschaftliche und politische Teilhabemöglichkeiten für die von Klimaflucht und/oder steigender Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen und damit auch deren Unsichtbarkeit auf nationalstaatlicher Ebene. Selbst die aktuelle Pandemie konnte dem Multilateralismus bislang helfen: einerseits hat die weltweite Betroffenheit durch COVID19 die globale Verwobenheit der Gesellschaften verdeutlicht. Andererseits handelten viele Länder zunächst national. Selbst in der EU wurden Strategien nebeneinander und in relativer Abschottung entwickelt, was die europäischen Gremien hilflos erschienen ließ.


Die Zeit drängt


In Laudato sì heißt es: „Leider herrscht eine allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber diesen Tragödien, die sich gerade jetzt in bestimmten Teilen der Welt zutragen. Der Mangel an Reaktionen angesichts dieser Dramen unserer Brüder und Schwestern ist ein Zeichen für den Verlust jenes Verantwortungsgefühls für unsere Mitmenschen, auf das sich jede zivile Gesellschaft gründet.“ (LS 25) 

 

Um dieser Gleichgültigkeit entgegenzuwirken, arbeiten u.a. internationale Organisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Umwelt daran, lokale Realitäten international sichtbar zu machen, um die Forderung nach mehr Klimaschutz zu untermauern sowie solche wirtschaftliche Initiativen zu verhindern, welche die jetzige Situation vor Ort noch weiter zu verschlimmern drohen. Und obwohl mittlerweile die Klimakrise weltweit als Risiko gesehen wird, passiert zu wenig und das zu langsam, um mehr Klimagerechtigkeit herzustellen: es bedarf einer großen Transformation hin zu einer klimaverträglichen und nachhaltigen Lebensweise. Je länger wir damit warten, desto teurer, schmerzhafter und im Zweifel undemokratischer und gewaltvoller wird sie werden. Die sozialen Fragen der Zukunft werden die gleichen sein wie heute, nur die Anzahl der Betroffenen und die weltweite Verbreitung wird zunehmen. Und deshalb ist es extrem dringlich, sich ihrer Lösung anzunehmen. Und das nicht anstatt Klimaschutz, sondern parallel dazu.

 

1 https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente
2 https://ipbes.net/
3 https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/baeuerliche-und-industrielle-landwirtschaft.html

 

Autorin:

Anja Appel ist Politikwissenschafterin. Von 2007 bis 2018 war sie bei der Katholischen Frauenbewegung Österreichs tätig. Seit März 2018 ist sie Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO).

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